.( Mit wir meine ich Eltern, Ärzte, Pfleger u.s.w.) Er hat mal wieder keine Krankheitseinsicht. Na ja, das hatten wir ja schon ein paar mal.( Gehört ja zum Krankheitsbild) Ich freue mich jetzt erst mal auf meinen Urlaub. Wir fahren zwar nicht weg, aber wir haben uns auch die nötige Ruhe verdient. Armin und Ich haben es tatsächlich mal geschafft 3 Wochen zusammen Urlaub zu bekommen und die werden wir ruhig angehen.
09.07.2005
Von dem Medikament sind die Ärzte in der Klinik erst einmal ab. Sie wollen mehr auf das ADHS in der Kindheit eingehen. Nicht immer wächst sich diese Störung mit der Pubertät aus. Die Vermutung, dass Patty als Erwachsender weiterhin ADHS hat liegt da nahe. Sie werden ihn auch auf ein Medikament einstellen das bei diesem Krankheitsbild verschrieben wird. Allerdings haben die Ärzte noch wenig Erfahrungen damit sowie auch keine Langzeitstudien. Patty geht es wieder ganz gut. Ich habe heute mit ihm telefoniert und er war ganz vernünftig. Morgen fahren Armin und Ich ihn dann besuchen. Freue mich auch schon richtig darauf. Allerdings schraube ich meine Erwartungen auch nicht ganz so hoch.
17 Juli 05
Von Tag zu Tag nimmt Patty wieder mehr an dem realen Leben teil. Er bekommt seid gut 1 Woche das neue Medikament. Er ist nicht mehr ganz so müde und antriebslos, als bei dem alten Medikament. Wir können uns auch immer besser mit ihm unterhalten, da er sich auch viel besser konzentrieren kann. Die Besuche in der Klinik sind nicht ganz so anstrengend. Hoffentlich bleibt das so.
 
21.Juni 2005
Heute waren wir wieder in der Klinik Patty besuchen. Ihm geht es gut. Am Wochenende werden wir ihn wieder für 24 Stunden nach Hause holen. Bin mal gespannt ob es klappt. Ansonsten gibt es nicht viel Neues. Es ist eben immer wieder das gleiche, obwohl jedes Mal die Hoffnung auf Besserung seiner Sucht und somit auch seine Psychose aufkeimt. Ich weiß ja selbst dass es ein langer Weg bis dahin ist, vor allen Dingen wenn er wieder in den trostlosen Alltag muss. Noch steht ihm ja alles offen, Er könnte seinen Schulabschluß nachholen, etwas lernen, aber ob er das wirklich will????? Es wird wieder seine Entscheidung sein ob er diesen Weg einschlagen wird oder wieder mit Drogen seine Gesundheit ruiniert.
31.Juli 2005
Nachdem das letzte Wochenende ganz gut geklappt hatte, durfte Patty an diesem Wochenende auch wieder zu uns. Ich weiß gar nicht wie ich es schreiben soll, ich bin immer noch so aufgewühlt.
Gestern holte Armin ihn dann aus der Klinik ab. Er war nur kurz bei uns und wollte dann in seiner Wohnung nachschauen. Er kam dann nicht wieder. War unterwegs, wir konnten ihn nicht erreichen. Ich habe die ganze Nacht auf ihn gewartet. Heute Mittag gabelten wir ihn dann in seiner Wohnung auf. Er hat sich erbrochen, ihm ging es total schlecht und war wieder paranoid. Auf dem Weg zur Klinik erzählte er uns, das er sich was durch die Nase gezogen hat und von dem wahrscheinlich zu viel.
Während der Fahrt wurde er zunehmend paranoider, atmete sehr schnell und sein Herz raste. Als wir ihn auf der Station brachten, haben wir das Pflegepersonal informiert. Natürlich hat er wie immer alles wieder bereut und so weiter und so weiter. Es ging ihm so gut und er hat wieder alles in den Wind geschossen. Wann hat das alles Mal ein Ende????????????
01.August 2005
Ihm geht es schlecht. Er ist auf einer anderen Station verlegt worden. Armin hat heute versucht ihn zu besuchen. Leider kam er nicht zu ihm durch. (Wahrscheinlich hat man ihn wieder fixiert und beruhigt. Dann dürfen wir nicht zu ihm). Man hat Armin erzählt, dass er wieder schwer zurück in die Psychose gefallen ist. Körperlich hat er auch sehr dran zu knabbern. Mehr wissen wir auch nicht. Heute hatte ich wieder meinen ersten Arbeitstag. Ich habe mich so in die Arbeit gestürzt um bloß nicht nachdenken zu müssen. Ich muss zwar nicht mehr weinen, aber das Gefühl wie es mir jetzt geht ist unbeschreiblich, irgendwie leer. Die Sorgen um ihn fressen mich auf. Sammy leidet wieder besonders. Er hat in Patty wieder seinen großen Bruder gesehen, war wieder richtig stolz auf ihn. Mittlerweile weint er auch nicht mehr um ihn. Ich merke nur, das er reden will und das soll er auch, so oft ihm danach ist. Cally tut so als wäre es ihm egal. Er hat, so wie er sagt, dass alles kommen sehn. Er glaubt nicht mehr an Patty................... und Armin.............., versucht einen kühlen Kopf zu bewahren. Gestern auf der Rückfahrt von der Klinik habe ich gemerkt wie sehr er mit den Tränen kämpft. Die Fahrt nach Hause zog sich sowieso in die Länge. Wir sprachen kaum ein Wort miteinander, jeder hing seinen Gedanken nach. Ich glaube uns überrollten die Gefühle und Armin und ich wollten sie uns gegenseitig nicht zeigen. Vielleicht wollte der eine für den andern stark sein. Ich kann da leider nur für mich sprechen, aber ich glaube ihm ging es genauso. Ich muss immer an die Worte meiner Mutter denken( meine Schwester starb mit 16 Jahren an einem Verkehrsunfall)
Verlierst Du deine Mutter, verlierst Du deine Vergangenheit.
Verlierst Du deinen Partner, verlierst Du die Gegenwart.
Verlierst Du dein Kind, verlierst Du deine Zukunft.
Ich möchte Patty nicht verlieren!!!!!!!!!!
4. August 2005
Seid heute geht es ihm wieder besser. Allerdings hat er Gott sei Dank wieder Ausgangssperre. Der Aufenthalt in der Klinik wird sich jetzt verlängern, da man wieder ganz von vorne beginnen muss. Ich bin aber nach den letzten Geschehnissen gar nicht mal so traurig darüber.
6. August 2005
Patty bekommt Haldol um ihn wieder aus der Psychose zu holen. Dieses Medikament schlägt bei ihm immer gut an, allerdings kämpft er jedes Mal mit heftigsten Nebenwirkungen. Die Zunge hat er da nicht unter Kontrolle, Kieferkrämpfe, überhaupt am ganzen Körper Krämpfe. Wir und er kennen das ja schon. Seid Haldol hat Patty Angst vor Medikamenten (vor Drogen leider nicht). Er ist immer sehr skeptisch, was man ihm in der Klinik verabreicht. Ich meine die Palette, an Medis ist auch sehr breit, die er schon genommen hat. Haldol, Riperdal ,Atosil, Tavor, jetzt ganz neu Ritalin gegen ADHS. Wenn ich mir da die rote Liste ansehe, wird mir schlecht bei all dem was er da eingenommen hat. Allerdings haben diese Medikamente ihn immer wieder zurück in die Realität gebracht.
7.August 2005
Gleich fahren wir Patty besuchen. Ich werde ihm allerdings sagen, dass ich richtig traurig bin. Das ich einfach nicht mehr stark sein kann, das ich auch wütend und enttäuscht bin. Er hätte das alles vermeiden können. An ihm lag es nicht wieder rückfällig zu werden und er hat unser Vertrauen in ihm total ausgenutzt. Sucht hin, Sucht her. Die Entgiftung hatte er ja hinter sich. Mich würde wirklich mal interessieren warum er wieder zu Drogen gegriffen hat. Mittlerweile muss er doch merken wie schnell sie bei ihm wieder die Psychose auslösen. Eine Frage die ich gerne beantwortet haben möchte
24.August 2005
Leider bekomme ich auf diese Frage keine Antwort. Nach wie vor darf Patty die Station nicht verlassen und wenn doch, dann nur mit Pflegepersonal. Ansonsten geht es ihm wieder so wie vor dem Rückfall.
Ich selbst bin im Moment gesundheitlich etwas angeschlagen. Habe in der nächsten Zeit einige Arzttermine, es ist einfach wichtig mich um mich selbst zu kümmern. Deshalb schreibe ich bis zur ärztlichen Abklärung nur wenn sich etwas Gravierendes bei Patty ändert.
14.09.2005
Patty hatte ein erneutes Betreungsverfahren, da die 2 Jahre bald um sind. Der Richter setzte die weitere gesetzliche Betreuung diesmal auf 7 Jahre fest. Das ist natürlich sehr viel, selbst mein Hausarzt meinte, dass er von einer solange festgelegten Betreuung noch nicht gehört hat. Natürlich frage ich mich auch warum so lange. Heißt das vielleicht, dass Patty nicht mehr gesund wird? Gut,........ im Moment ist er nicht fähig für sich selbst zu sorgen, aber ich habe gedacht das, dass in 2 Jahren anders sein könnte. Auf der anderen Seite bin ich auch froh dass er unter Betreuung steht. Seine Betreuerin kennt sich einfach im Umgang mit Ämtern besser aus und seitdem läuft ja auch endlich die regelmäßige ärztliche Behandlung. Zurzeit sucht sie wieder nach einer Lösung für Patty nach der Klinik. Das leidige Thema mit der Doppeldiagnose.
23.September 2005
Patty hatte wieder einen Rückfall in die Psychose. Warum genau,..... ich weiß es nicht. Es ging ihm sehr schlecht. Die Medikamente vertrug er diesmal noch schlechter. Wieder bekam er Krämpfe am ganzen Körper. Er verweigerte dann die Einnahme. Dann viel er noch stärker in die Psychose, so das man einer richterliche Zwangsbehandlung erwirkte. Gegen seine starken Krämpfe bekam er ein Medikament gegen Parkinson, allerdings in der doppelten Dosierung. Beim letzten Besuch bei ihm, konnte ich nicht lange bleiben. Er bat mich zu gehen, als er wieder krampfte. Seine Zunge hatte er nicht mehr unter Kontrolle, sie machte was sie wollte, ständig bekam er Kieferkrämpfe. Er schämte sich vor mir. Ich habe es dann auch so akzeptiert und bin dann wieder nach Hause gefahren. Seine traurigen Augen und sein verkrampftes Gesicht verfolgen mich bis in den Schlaf. Die Menge und Vielzahl der Medikamente machen mir auch Angst. Ich fühle mich so richtig hilflos.
11. Oktober 2005
Mittlerweile bekommt Patty ein Medikament in Depot gespritzt. Das soll besser anhalten. Soweit geht es ihm auch wieder ganz gut. Wir wissen jetzt auch, dass er in der Klinik Drogen konsumiert hatte, deshalb der Rückfall in die Psychose. Am Montag wird er dann entlassen und darf nur noch zur Akutbehandlung in die Klinik. Er gilt als nicht therapierbar. Ich selber bin mit meinem Latein am Ende.
18.10.2005
Seid gestern ist Patty wieder aus der Klinik. Er ist nicht mehr therapierbar, da er nicht therapierwillig ist. Ständige Rückfälle mit seinem Drogenmissbrauch machen eine weitere Therapie unmöglich, es hat Ärzte und Pflegepersonal mürbe gemacht. Er wird in Zukunft nur noch akut behandelt und bekommt weiter sein Depot gespritzt. Ich bin ebenfalls enttäuscht. Das ganze Bemühen war für die Katz. Ich weiß weiter nicht wie ich mit der Situation umgehen soll. Habe zwar gute Vorsätze im Umgang mit ihm und auch gestern viele Tipps von der Angehörigengruppe bekommen, aber irgendwie überrollt mich das ganze doch. Ich habe Angst davor dass es ihm wieder schlecht geht, auch wenn er für seine Entscheidungen selbst verantwortlich ist. Er hat sich heute mit einem seiner alten Freunde verabredet. Hätte ich ihn aufhalten sollen????????? Er ist erwachsen, ich kann ihn nicht aufhalten. Ich habe ihn aber angedroht mir es nicht mehr mit anzusehen, wenn er konsumiert. Ich will einfach dass er dann wegbleibt. Ich will nicht mit ihm vor die Hunde gehen.
Ich bin unendlich traurig. Pa
22.10.2005
Patty ist zwar nicht rückfällig, aber er macht einen sehr kranken Eindruck. Anscheinend verträgt er die Depot Spritzen sehr schlecht. Er hat die Symptome eines Parkinson-Kranken. Seine Hände zittern sehr stark, sein Gesicht ist wie versteinert, seine Bewegungen sehr langsam und steif, seine Aussprache ebenfalls. Er ist fast nur noch müde. Ich habe das Gefühl da sitzt nicht ein junger Mensch, sondern ein alter kranker Mensch vor mir. Machen ihn jetzt die Medikamente kaputt? Wie soll das nur enden????????????
Hoffnung ist nicht die Überzeugung dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.
Vaslav Havel
30.Oktober 2005
Es war eine schwere Woche, doch jetzt kehrt endlich wieder Ruhe ein. Die Betreuerin war mit Patty beim Arzt. Das Depot hat bei ihm heftigste Nebenwirkungen ausgelöst, so dass er alle Symptome einer Parkinsonerkrankung hatte. Er war hinterher noch nicht mal mehr in der Lage eine Kaffeetasse richtig zu halten, da er seine Hände nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er nimmt nun ein Medikament gegen diese Nebenwirkungen und seid 2 Tagen geht es ihm besser.
Armin und ich waren in dieser Woche sehr unruhig. Die Sorgen fressen einen doch auf, weil wir nicht wissen wie es weitergehen soll..?????????ß Ich konnte mich sehr schlecht auf meine Arbeit konzentrieren, bekam dann auch kurzfristig eine Woche Urlaub. Ich fahre ein paar Tage zu Verwandten nach Süddeutschland, einfach um abzuschalten und was anderes zu sehen.
Die gute Nachricht,......... er hat noch keine Drogen genommen.
16.11.2005
In zwei Tagen hat Patty Geburtstag. Das ist auch für mich eine Zeit in der ich die letzten 22 Jahre Revue passieren lasse. In die Zukunft schauen möchte ich für ihn nicht mehr. Ich frage mich immer wieder was aus ihm geworden wäre, wenn er einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Doch leider bekomme ich nie eine Antwort drauf.
Ich wünsche mir für ihn, das er eines Tages trotz seiner Krankheit ein eigenes Leben führen kann, vielleicht sogar das doch noch gesund wird. Im Moment geht es ihm relativ gut. Er bekommt nach wie vor das Depot gespritzt sowie das Medikament gegen Parkinson.
20.11.2005
Wir haben vom Amtsgericht ein Schreiben bekommen, dass wir wahrscheinlich für Pattys Betreuungskosten zahlen müssen. Wir müssen Verdienst und Vermögen ( lächel, wenn wir mal welches hätten, würde ich Patty eine ganz andere Hilfe finanzieren) darlegen.
Die Betreuerin bekommt sowieso nur noch 3 Stunden pro Betreuten bezahlt. Gott sei dank ist sie sehr engagiert. Trotz das sie sowieso nicht mit den Stunden hinkommt tut sie viel für ihn. Man muss mal bedenken, dass allein ein Arztbesuch manchmal länger dauert als 3 Stunden. Man merkt Vater Staat spart......., wie immer bei den Ärmsten der Gesellschaft.
20.12.2005
Habe lange nicht mehr geschrieben. Armin geht es nicht gut. Er kämpft seid Wochen mit einem Bandscheibenvorfall. Er ist jetzt schon fast 16 Wochen krankgeschrieben. Das Schlimmste allerdings ist, das sich gravierend die Spätschäden seines Diabetes bemerkbar machen. Ob es die Augen sind, (er wird bald zum 5-mal gelasert), oder die Nervenschädigungen in den Beinen. Die Schmerzen und die Medikamente lassen seine Zuckerwerte immer schlechter werden. Er steht kurz vor einer Entgleisung, das ist bei der Krankheit nicht so gut. Auf Anraten der Ärzte kommt er jetzt in eine Reha für seinen Diabetes, gekoppelt mit den Beschwerden des Bandscheibenvorfalls. Die Angst um seinen Job lässt ihn natürlich auch nicht los, gerade in der jetzigen Zeit. Er wirkt ziemlich depressiv.
Patty habe ich zwei Mal vor die Türe gesetzt. Er hat gegen die Regeln verstoßen. Ich habe ihm gesagt, dass er nur noch clean uns besuchen darf. Daran hat er sich nicht gehalten. Auch wenn er nur " gekifft " hat. Ansonsten geht es ihm gesundheitlich gut. Die Depotspritzen verträgt er gut und Dank des anderen Medikamentes hat er kaum noch Parkinson Symptome. Heiligen Abend verbringen wir zusammen mit meinen Eltern bei mir. Ich hoffe es gibt da auch keine Ausrutscher,
Allen Besuchern dieser Homepage wünsche ich ein friedliches, besinnliches Weihnachtsfest und ein guten Rutsch ins neue Jahr.
24.Januar 2006
Wieder einmal ist eine Weile vergangen. Patty ist am 24.12 früh morgens wieder in die Klinik eingewiesen worden, jedoch am 31 Dezember auch wieder entlassen. Seid dem 2. Januar hat er einen 1 €uro - Job im Landschafts und Gartenbau für unsere städtischen Anlagen. Die Arbeit gefällt ihm gut. 4 Stunden täglich sind auch nicht zu viel für ihn und meiner Meinung nach auch die beste Therapie. Toi, toi, toi ich klopfe schnell aufs Holz, hoffendlich bleibt es auch dabei.
Armin ist jetzt schon in der 3. Woche in der Reha. Nach wie vor geht es ihm nicht gut.
13.Februar
Seid ein paar Tagen ist Armin wieder aus der Reha, ..........arbeitsunfähig. Leider hat er auch schwerste Depressionen und muss in weiterer therapeutischer Behandlung. Auslöser seiner Depression sind nicht nur seine Krankheit die ihn überrollt ( die Ärzte haben weitere diabetische Spätschäden festgestellt ) sondern auch unsere ganze Situation. Obwohl ich ihm immer wieder versuche zu erklären, das Patty sich dieses Leben mittlerweile ausgesucht hat, denkt Armin immer wieder er habe nicht hart genug durchgegriffen,.....er habe als Vater versagt. Ich meine ich kenne ja auch dieses Gefühl. Dennoch weiß ich das Patty sich immer wieder für Drogen entscheiden würde und er ist erwachsen.
Na ja und leider ist er seid ein paar Tagen wieder psychotisch. Diesmal entwickelt sich der nächste Schub jedoch langsamer. Nacht für Nacht läuft er durch die Gegend, weil er wieder Angst in seiner Wohnung hat. Ein paar mal haben wir ihn hier schlafen lassen, doch auf die Dauer ist das kein Zustand. Er selbst merkt natürlich nicht dass er wieder psychotisch wird, wie immer denkt er dass sein Umfeld sich verändert.
Mittlerweile weiß ich auch dass viel hinter seinem Rücken getratscht wird. Viele wissen nicht mit Pattys seltsamen Verhalten umzugehen. Armin hatte ein Gespräch mit der Sozialarbeiterin aus dem Landschaftbau wo Patty jetzt 3 Stunden täglich arbeitet. Obwohl er sehr fleißig wäre, darf er nur leichte Tätigkeiten ausführen. Sie meint er wäre sehr liebenswürdig, höflich aber das er eben sich auch mit gefährlicheren Arbeiten (Maschinen. Geräte) immer wieder in Gefahr bringen. Man merkt seine psychische Erkrankung an manchen Tagen schon extrem. Aus dem Grund arbeiten auch die Kollegen nicht gerne mit ihm.
Ich könnte an dieser Stelle noch viel mehr schreiben was andere Leute über mein Kind denken, aber ich weiß es doch er ist geisteskrank, irre, verrückt wie auch immer das die Leute so nennen..........Neulich waren wir mit Patty einkaufen und mitten im Laden bekam er einen seiner " Lach-Flashs". Natürlich war es uns unangenehm vor allen Dingen als andere Kunden anfingen zu tuscheln. Ich weiß es ist schwer zu verstehen, man hat vielleicht sogar Angst davor wie er reagieren könnte, doch eins weiß ich. Patty ist kein bisschen aggressiv im Gegenteil ich kenne kaum einen friedlicheren und einfühlsamen Menschen als ihn und das schreibe ich nicht nur weil er mein Sohn ist.
Ich habe ein gesundes Kind auf die Welt gebracht und hatte Pläne, Hoffnungen für die Zukunft. Leider sah alles ein bisschen anders aus. Ich habe meinen Sohn durch die Drogenhölle gesehen, habe miterleben müssen, das er dabei fast "verreckt" ist, das er auf der Straße lebte, in Notunterkünften zum Schluss in der Psychiatrie, mehr irre als normal. Seid etwa zwei Jahren hat mein Sohn kein normales Denken mehr, er lebt in zwei Welten. Tief in seinem Herzen weiß ich, dass da noch mein Kind ist aber es trägt den Panzer der Schizophrenie und man kommt sehr schlecht zu ihm durch. Es hat mich lange verzweifeln lassen, doch mittlerweile habe ich gelernt sein Leben zu akzeptieren. Wer weiß warum Patty immer wieder diese Schübe hat, vielleicht flüchtet er ja in seine Schizophrenie,.....vielleicht ist diese Welt erträglicher wie die reale Welt. Ich habe gelernt nicht mehr zu hoffen, sondern zu akzeptieren. Leider zahle auch ich einen Preis dafür. Ich habe verlernt zu Glauben. Zu glauben an Gott und Gerechtigkeit, genauso wenig an die Zukunft. Seid Pattys Krankheit denke ich nie weit voraus, mache keine Pläne, sondern lebe nur im Heute, vielleicht auch für den Morgen, denn übermorgen kann die Situation schon wieder eine ganz andere sein.
22.02.2006
.......................und sie ist wieder eine ganz andere. Patty hat seinen Job nicht mehr, keinen Strom, kein Geld und nichts mehr zu essen Ich merke das er absolut nicht in der Lage ist für sich zu sorgen. Was soll ich tun??? Mein Verstand sagt mir" Da muss er mal durch. Er muss selbst merken dass es so nicht weitergeht." Mein Gefühl wiederum schreit ständig, dass er ja eigentlich krank ist. Er merkt selbst nicht wie übel er dran ist. Ich bin hin und her gerissen zwischen Wut und Mitleid. Allerdings gibt es bei uns in der Stadt für Hilfebedürftige warme Mahlzeiten. Ich weiß, dass er das auch weiß. Seine Betreuerin ist auf dem Laufenden. Das Akzeptieren fällt mir im Moment sehr schwer, da ich merke wie sehr er sozial und körperlich wieder in die Seile hängt. Trotzdem möchte ich nicht all zu schnell eingreifen. Er sollte vielleicht mal merken, dass wir nicht immer für ihn die Kohlen aus dem Feuer holen können. Armin und meine Situation ist im Moment ja auch nicht gerade rosig. Wir wissen noch nicht einmal ob Armin wieder in seinem Beruf zurückkehren kann, so sehr ist er gesundheitlich angeschlagen. Das heißt finanzielle Hilfe können wir ihm schon mal gar nicht geben. Ich warte erst mal ab was seine Betreuerin unternimmt.
03. März 2006
Pattys Verhalten wird immer seltsamer. Nachts fährt er mit irgendwelchen Zügen zu irgendwelchen Städten, weiß Gott wie er sich die Fahrkarten finanziert Ich nehme mal schwer an er fährt schwarz..
Ich glaube nachdem er von NRW sämtliche für ihn interessante Städte gesehen hat, geht es mal wieder über die Grenzen hinaus. Zuletzt telefonierte er aus Heidelberg mit uns. Am nächsten Abend tauchte er dann wieder auf. Er belästigt die Leute auf eine sehr eigenartige Weise. Nicht bösartig, aber nervig. Eine Kassiererin aus der Tankstelle bei uns um die Ecke sprach uns auch auf sein seltsames Verhalten an. Ich weiß keine Antwort darauf. Er ruft längst vergangene Bekannte an und redet nur sch.......unter anderen bei Armins früherer Chefin. Ich kann mir sein Verhalten nicht erklären. Überall eckt er gerade an, es ist als wenn er einen geistigen Sprung nach hinten gemacht hat. Ich weiß es sonst nicht zu erklären. Man kann ihn fast gar nicht mehr ohne Aufsicht auf die Straße lassen und doch müssen wir gehen lassen. Jedes Mal befürchte ich, dass er an den falschen gerät. Er hat ja nicht auf der Stirn stehen, dass er nicht richtig tickt.
6.03.2006
Patty beteuerte immer wieder das er seid dem 23. Dezember keine Drogen mehr konsumiert hat. Natürlich glaubten wir ihm nicht. Zu sehr wird sein Verhalten immer seltsamer. Er läuft in abgehackten breitbeineigen Schritten, schlenkert beim Gehen weit schweifend mit seinen Armen und bekommt zu jeder unpassenden Gelegenheit Lachanfälle.
10.03.2006
Armin und ich waren mit Patty und seiner Betreuerin bei der Ärztin. Patty hatte wieder einen Termin für seine Depotspritze. Mit einem Drogenscreening war er sofort einverstanden und tatsächlich war dieser negativ. Die Ärztin meint dass Pattys Krankheit sich nun herauskristallisieren würde, so dass man nicht mehr an einer drogeninduzierten Psychose festhalten kann. Angeblich leide er an einer Sonderform der Schizophrenie mit schlechter Prognose. Er bekam zu seinem Depot noch ein Neuralektikum verschrieben und am nächsten Tag verbesserte sich sein Zustand. Ich weiß nicht mehr woran ich glauben soll. In den letzten paar Jahren sind mir so viel Diagnosen an den Kopf geschmissen worden, es sind ihm soviel Medikamente verabreicht worden, so das ich nicht mehr weiß woran ich festhalten soll. Ich habe im Net nach den unterschiedlichen Formen der Schizophrenien geforscht und bin nicht schlauer als vorher. Pattys Betreuerin meinte ich solle nicht so an der Diagnose festhalten und wir sollten nach wie vor nochmals es mit einem betreuten Wohnen für psychisch Kranke versuchen. Ich weiß was das wieder heißt. Lange Wartezeiten, Kostenträger ermitteln, wieder langes warten bis endlich Kostenzusage kommt, haben wir alles schon hinter uns. Wahrscheinlich bleibt uns nichts anderes übrig.
Mir selbst geht es dabei nicht gut. Im Moment heule ich wieder viel, habe mich auch heute für ein paar Stunden von meinen Job freistellen lassen. Ich bin müde kaputt und ausgelaucht. Nicht einmal die Arbeit lenkt mich ab( damit konnte ich mir ja meistens helfen). Ich bin durcheinander, kann nachts kaum schlafen und bin tagsüber hundemüde. Wenn ich könnte würde ich mich nur noch ins Bett legen und schlafen. Natürlich habe ich auch ein schlechtes Gewissen meinem Umfeld gegenüber, da ich merke man kann mit mir nichts anfangen. Irgendwie fühle ich mich selbst gerade schuldig, bestraft wie auch immer. Wenn sich nicht bald etwas ändert, habe ich das Gefühl ich verliere selbst den Verstand. Ich weiß, das geht auch wieder vorbei,..........aber im Moment geht es mir einfach schlecht und ich will mich auch nicht aufraffen. Ich will morgen nicht zur Arbeit, ich will nicht kochen, ich will nicht bemuttern, ich will nichts mehr von Krankheiten hören, ich will nicht funktionieren wie sonst auch immer.
ICH WILL
NUR FÜR MICH SEIN,
SCHLAFEN UND AUFWACHEN
UND MERKEN
ES WAR ALLES NUR EIN
LANGER BÖSER TRAUM.
13.03.2006
Heute Morgen bin ich aufgewacht und hörte auf mein rechtes Ohr schlecht. Ich hatte schon die Vermutung dass es vielleicht ein Hörsturz ist. Bin erst mal zur Arbeit und merkte, es wurde immer schlimmer. Der HNO Arzt bestätigte meine Vermutung und ich bekam erst mal eine Infusion. Das Problem ist einfach, dass ich im Moment in meinem Job nicht fehlen kann. Personalmangel und ich bin gerade dabei ein paar kleine Stufen höher zu klettern, was mir persönlich auch sehr wichtig ist. Erst einmal bekomme ich bis Donnerstag täglich eine Infusion und ich gehe weiter arbeiten, Sollte sich mein Zustand nicht verbessern, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als mich krankschreiben zu lassen.
Vielen Dank für die netten, aufmunternden Beiträge im meinen Gästebüchern. Ja ich nehme seid mehr als 2 Jahren Antidepressivum, anfangs mit Sträuben, später habe ich gemerkt das sie mir helfen. Fluoxetin morgens und anfangs abends Amitriptylin. Amitriptylin habe ich aufgrund der Nebenwirkungen abgesetzt. Ich fühle mich mit dem Antidepressivum wie in einer Art Hülle, ohne benebelt zu sein. Meinen Alltag schaffe ich dadurch etwas besser.
Allerdings merke ich, dass ich dabei gesundheitlich abbaue. Seid ca. 3 Jahren leide ich an einem Gesichtsfeldausfall mit immer schlechter werdenden Sehschwäche, die nicht korrigierbar ist. Seid ca. Jahr an nicht allergisches Asthma Bronchiale, bin nervös und unruhig, na ja und heute der Hörsturz. Nicht das ich jetzt hier meine Krankengeschichte aufführen möchte, ich jammere diesbezüglich auch kaum, aber ich glaube mittlerweile das vieles Psychosomatisch ist. Ich denke, wenn mein Leben ruhiger und harmonischer verlaufen würde hätte ich diese Beschwerden nicht. Ich will hier auch keine Schuldzuweisungen machen, den ich weiß dass vieles an mir selber liegt. Ich bin vielleicht zu emotional oder mit anderen Worten nehme ich mir alles viel zu Herzen. Damals als ich in der psychosomatischen Reha war, Habe ich gemerkt wie gut mir Ruhe und die Auseinandersetzung mir und meinem Körper tut. Das Problem ist ja, das man alles andere wichtiger nimmt als sich selbst. Doch wie setzt man so etwas im Alltag um. Die Therapeuten gaben einen da gute Tipps, es hörte sich ja auch alles gut an, weit weg von zu Hause,.....den Sorgen. Kaum zu Hause kommt der Alltag gnadenlos, schlägt zu und lässt einem nicht einmal Zeit zum Nachdenken" Wie mache ich es jetzt richtig".
Die Zeit von der Reha bis jetzt ist gerade erst einmal ein Jahr her und doch kommt es mir vor wie eine Ewigkeit. Allerdings nicht einen Tag aus der Reha möchte ich missen.
18.03.2006
Für den Rest der Woche habe ich mich dann doch krankschreiben lassen. Mit den Infusionen klappte es nicht so richtig, ständig schwoll das Gewebe um meine Adern an, so das der Arzt entschloss mir hochdosiert Tabletten zu verschreiben. Ich habe dann auch viel geschlafen, eigentlich fast nur geschlafen. Ich war richtig erschöpft und ausgebrannt. Erst heute geht es mir so einigermaßen besser. Zumindest fühle ich mich wacher, der Druck im Ohr lässt nach, höre etwas besser, allerdings habe ich das Rauschen immer noch. Ich denke mir das sich das in den nächsten Tagen auch noch legt.3
Ich habe aufgegeben im Net nach der Sonderform von Schizophrenie zu forschen, an dem Patty leiden soll. Je mehr ich lese, umso unwirklicher ist diese Krankheit überhaupt. So viel unterschiedliche Krankheitsbilder, unterschiedliche Formen, Prognosen, manche sind heilbar, manche unberechenbar kann ich als Laie nicht auseinander halten. Man hat uns an eine Anghörigengruppe am folgenden Montag verwiesen. Ich denke mir da erfahre ich mehr.
 
26.02.2006
Es ist immer besser, die härteste Wahrheit zu ertragen,
als sie zu verschleiern und in einer Illusion zu leben.
( Karl Jarpen )
Patty wird wahrscheinlich nie wieder gesund. Er leidet unter einer Form der Schizophrenie die sehr schwer behandelbar ist und der man auch recht ungünstige Prognosen voraussagt. Er hat seid dem 23. Dezember keine Drogen mehr genommen und seine Krankheit kristallisiert sich immer mehr raus. Wir haben mit anderen Eltern gesprochen, deren Kinder die gleiche Krankheit haben. Zumindest wissen wir jetzt was Fakt ist und was uns wahrscheinlich erwarten wird.
Armin und ich müssten erst einmal den Schock verarbeiten. Die Frage stellt sich nur, ob er sich mit Drogen ruiniert hat oder nicht. Eigentlich ist es auch egal,…. Er hat nun mal diese Krankheit. Betreutes Wohnen kommt im Moment nicht in Frage, die Wartezeit ist einfach zu lang. Wir wissen jetzt dass Patty mit dieser Krankheit nicht allein leben kann und haben nach reichlicher Überlegung und mit Absprache meiner restlichen Familie beschlossen Patty wieder aufzunehmen. Ich glaube das ist erst mal die beste Lösung. Wir richten ihm gerade ein Zimmer ein, wo er sich zurückziehen kann. Pattys Ärztin hat uns gesagt, dass Patty einen geregelten Tagesablauf haben muss. Die Angehörigen aus der Gruppe meinten, dass wir uns einfach mit dem Schicksal abfinden müssen und Pattys Krankheit akzeptieren.
Zurzeit ist Armin zu Hause, immer noch arbeitsunfähig und kann sich erst mal um alles kümmern. Meine Mutter unterstützt uns auch. Die Betreuerin beantragt über das Jugendamt ( Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsende bis 27 Jahre ) eine Familienpflegerin, so das Armin und ich auch mal für uns etwas unternehmen können, ohne das wir uns Sorgen machen müssen. Cally hat die Nachricht recht gut verkraftet, er geht auch recht vernünftig mit der Situation um. Ich mache mir aber mehr Sorgen um meinen Jüngsten „ Sammy ." Er kommt mit der Situation nicht klar, dass sein Bruder nicht mehr gesund wird. Er gibt sämtlichen ihm bekannten Dealern in unserer Stadt die Schuld an Pattys Erkrankung, obwohl ich ihm gesagt habe, dass wir nicht sicher sind ob diese auch drogeninduziert ist. Seine ersten Prügeleien zwischen seiner Clique und Ihnen hat er da schon hinter sich. Er begibt sich da auf ein ganz gefährliches Pflaster und doch kann ich ihn da kaum stoppen. Er war ja noch sehr jung, als alles anfing, hat unsere Hilflosigkeit und die Tatenlosigkeit der Behörden mitbekommen, ist quasi damit groß geworden. Er hat Patty immer bewundert und zu ihm aufgeschaut. Seid einiger Zeit merkt er das Patty sich zurückentwickelt hat und und jetzt auf dem Stand des kleinen Bruder ist auch wenn er 6 Jahre älter ist. Sammy mein mittlerweile 16järiger hat Patty an Reife und Geist überholt und das tut weh. Teilweise ist mein 10jähriger Neffe geistig reifer als Patty und ich weiß Patty wird sich nie ändern, im Gegenteil es kann sich nur noch verschlimmern.
09.03.2006
Das Zusammenleben mit patty erweißt sich im Moment noch als äußerst problematisch Nach reiflicher Überlegung haben Armin und ich beschlossen, dass jedes unserer Kinder ein eigenes Zimmer braucht um sich zurückziehen zu können. Leider ist alles noch notdürftig eingerichtet. Habe jetzt eine Woche Urlaub um alles zu organisieren und auch renovieren zu können. Der Umgang mit Patty ist auch recht kompliziert, sogar recht anstrengend. Sein Verhalten, die Mimik und Aussprache sind oft der gegebenen Situation nicht angemessen. Es ist schwer darauf einzugehen und auch damit umzugehen. Das betrifft weniger mich selbst, als den übrigen Familienmitgliedern. Wir müssen in der Hinsicht sehr viel lernen. Die notwendige Unterstützung erhalten wir da, beim psychosozialen Trägerverein wo wir in der Angehörigengruppe eingetreten sind. Alles steckt bei uns einfach noch in den „ Kinderschuhen" und muss erst mal wachsen. Die finanzielle Sache ist hier auch noch nicht geklärt. Armin wollte zuerst die Vermögensfürsorge übernehmen, was wir aber jetzt doch der Betreuerin überlassen werden. Wir müssen für Patty die Grundsicherung beantragen( eine Art Rente), da er im Moment absolut nicht arbeiten kann und das Theater mit dem Arbeitsamt ( Hartz 4 ) aufhört. Ich weiß auch, dass die Mühlen der Behörden wieder sehr langsam laufen werden. Das hatten wir ja schon alles hinter uns. Trotzdem bereuen wir trotz aller Hürden unsere Entscheidung Patty aufzunehmen nicht. Nach wie vor ist er drogenfrei. Ich weiß auch es wird eine schwere Zeit und trotzdem gibt es die eine Hoffnung wenn auch nur gering, dass er irgendwann trotz seiner Krankheit ein eigenständiges Leben führen kann. Das weiß ich mittlerweile durch die Angehörigengruppe. Ich klammere mich jetzt nicht an den Funken Hoffnung, aber für mich möchte ich einfach das Gefühl haben ihn auf diesen Weg zu begleiten wenn möglich. Das geht einfach nur wenn er einen gut organisierten Tagesablauf hat und weiß wo er sesshaft ist, denn bis ein Platz zu. Betreutem Wohnen frei wird hätte er hierfür keine Chance. Es ist natürlich kein Garant dafür, dass es funktioniert, aber ohne unsere Entscheidung würde er verwahrlosen und vielleicht wirklich ein Dauergast in der geschlossenen Psychiatrie werden.
23. April 2006
Je länger Patty bei uns wohnt, um so bewußter wird es uns wie karank er wirklich ist. So viel Zeit hatten wir ja vorher nicht zusammen verbracht. Die Angst das wir irgendwann nicht mehr zu schaffen ihn weiter bei uns zu betreuen macht sich natürlich breit. Er hat im Moment ja keine akute Psychose, aber ein sogenannten rezidieven Restzustand. Immer wieder stellt er sich selbst die Frage in welcher Welt wir leben, denn seine Welt ist für ihn die richtige. Sehr oft verhält er sich wie ein kleines Kind, manchmal auch genauso provuzierend, so als wenn er seine Grenzen ausstecken will. Manchmal ist er übermütig und schlägt über all unsere gesetzten Grenzen, manchmal paranoid( z. B.alles muß verschlossen werden, um einen Notruf schalten zu können, geht er nur mit Telefon ins Bett), konzentrieren kann er sich keine 5 Minuten lang und er ermüdet sehr schnell, wenn er sich konzentrieren muß. Sehr oft ist er so abwesend, so das man wenn man ihn anspricht er überhaupt nicht reagiert. Er wirkt meistens künstlich in seiner Ausprache und seiner Gestik. Häufig ist er auch nachtaktiv, was aber bei dem Krankheitsbild ganz normal sein soll. Drogen hat er bisher immer noch nicht konsumiert.. Armin und mein größtes Problem ist eigendlich, dass wir nicht wissen wie weit dieses Krankheitsbild noch führt. Man liest nicht viel darüber, höchstens was von einer psychischen Versandung, was uns überhaupt nichts sagt. Nachdem wir hier renoviert haben und jedem unserer Söhne eigene Zimmer eingerichtet haben klappt das Zusammenleben unter den Brüdern jetzt wieder besser. Jeder kann sich zurück ziehen.
Ich schreibe an diesem interaktiven Tagebuch schon sehr lange und weiß noch nicht wann oder wie ich es beende.
Ich möchte einfach nur erwähnen, das nicht jede Drogensucht so endet wie bei meinem Kind. Es gibt mehr Fälle in denen Drogensüchtige wieder clean werden und wieder ein eigenständiges Leben führen.
Bei Patty sprechen Fachleute ( Drogenberatung ) von einem tragischen Einzelschicksal. Ich habe diese " tragischen Einzelschicksale " in gehäufter Form in der Psychiatrie gesehen und denke Fachleute, Ärzte und Betreuer werden verdammt noch mal umdenken müssen. Die Vielfältigkeiten an Rauschmitteln die mit jeder Menge Chemie und Giftstoffen gestreckt sind, erobern den illegalen Markt und unsere Kinder werden verführt diese zu nehmen. Ich denke mir mal in 5 bis 10 Jahren spricht keiner mehr von einem tragischen Einzelschicksal, dann werden Psychiatrien voll von drogeninduzierten und auch chronischen Psychosen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenden sein. Für meinen Sohn kommt dann diese Einsicht leider zu spät. Jedem Kind, jedem Jugendlichen und auch Erwachsenen die diese Seiten lesen, möchte ich einfach nur schreiben, Patty ist kein Paradebeispiel wie so eine Sucht endet, aber einer der traurigen Wege wohin eine Sucht führen kann.
17.05.2006
Leider hat sich das Zusammenleben mit Patty als unüberwindbare Herausforderung ergeben. Immer mehr bin ich der Überzeugung dass ich von meiner Familie mehr erwartet habe, als sie in der Lage ist zu geben oder zu tun. Wir waren uns tatsächlich einig, dass wir Patty alle zusammen helfen können. Leider war dies ein Trugschluss. Ich selbst mit meinem Latein am Ende. Patty wurde zunehmend aggressiver. Verbal beschimpfte er uns und seine Geschwister. Gleichzeitig erzählte er uns versponnende Geschichten, die er angeblich erlebt haben soll. Mein Mann hat mit ihm einen neuen Personalausweis beantragt, wobei er nicht in der Lage war in irgendeiner Form den Antrag auszufüllen oder auch eine Unterschrift in der richtigen Zeile zu setzen. Vielleicht bemerkte er hier zum ersten Mal das er Fähigkeiten die er mal hatte verliert. Auf jeden Fall beschimpfte er dann meinen Mann sowie die Sachbearbeiterin aus dem Bürgerbüro. Die Schuld hierfür liegt natürlich nicht bei ihm selbst.
Sein Verhalten war für uns immer unerklärlicher und auch unerträglicher. Mit Sammy prügelte er sich dann auch, wobei wir dann überlegten, dass dies kein Zustand des Zusammenlebens mehr ist. Vielleicht habe ich mich zu sehr an den Funken Hoffnung geklammert ihm durch unser durchorganiesiertem Familienleben ein zu Hause zu geben, wo er sich rehabilitisieren kann. Leider wurde ich eines besseren belehrt,
Sonntag dann am Muttertag eskalierte die Situation. Meine Mutter hat alle Kinder und Enkelkinder zum Kaffee und späterem Grillen in Ihrem Schrebergarten eingeladen. Es war auch ein schöner Nachmittag. Alle waren mal nach langer Zeit wieder vollzählig. Dann ging alles ziemlich schnell. Patty ging auf Armin los. Er schubste ihn gegen die Palisaden die zum Nachbarsgarten führten. Es kam zu einer regelrechten Schlägerei .Ich möchte jetzt nicht weiter in Details verfallen. Es ging viel zu Bruch, irgendwie schaffte mein Bruder die Beiden auseinander zu bringen und ich brachte mit Mühe und Not dann Patty nach Hause. Patty wurde auf dem Weg nach Hause immer aggressiver, so dass ich die Polizei rief. Leider fanden die Beamten Patty wieder in einem beruhigten Zustand an, so dass sie lediglich ein Hausverbot in unsere Wohnung erteilten. Warum sie ihn nicht mitgenommen hatten, weiß kein Mensch. Unsere Aussagen über sein agressivesVerhalten sowie auch das er schizophren ist und eigentlich einen Schub haben muss langten den Beamten nicht. Später erst erfuhren wir, dass wir den Psychosozialen Trägerverein hätten anrufen müssen, die wären sofort mit fachkundigem Personal vor Ort gewesen. Leider war dem nicht so, wir wussten es ja nicht. Seitdem treibt sich mein Sohn durch die Gegend. Taschengeld das er sich bei seiner Betreuerin abholen sollte, war er auch verbal sehr aggressiv. Leider ist das im Moment kein Akutfall, so das man wegen eigen oder Fremdgefährdung etwas tun könnte. Die Polizisten haben am Sonntag schlichtweg die Situation verkannt, meint Pattys Betreuerin sowie der Psychosoziale Trägerverein. Wenn ich bedenke, wie oft so einen Situation schon verkannt wurde, wie oft wir uns alleine fühlten, es war nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal sein. Patty muss auf jeden Fall wieder in die Klinik. Mir macht einfach nur Sorgen, weil er noch nie aggressiv war. Immer hatte er den normalen Respekt den man seinen Elternund Großeltern entgegen bringt
Mir selbst geht es dabei nicht gut. Habe mich von meiner Arbeitsstelle für zwei Tage beurlauben lassen. Ich habe nur noch geschlafen. Von gestern Nachmittag an bis heute Abend mit kurzen Unterbrechungen. Immer noch bin ich müde. Mich wach zu halten fällt mir sehr schwer. Ich fühle mich nur noch erschöpft. Hoffentlich fange ich mich wenigstens wieder.
Armin verzeiht es sich selbst nicht in der Situation ruhiger oder anders reagiert zu haben. Er hat sich doch lediglich gewehrt und das ist verzeihlich. Ich hoffe nur das die Betreuerin von Patty etwas erwirken kann, so das er schnellstmöglich in der Klinik kommt und die notwendige Behandlung kriegt, denn auf den Trip auf den er sich zur Zeit bewegt kann das nicht lange gut gehen.
17.06.2006
Leider hat sich die Situation nicht verbessert. Seid ca. 1 ½ Wochen ist Patty verschwunden. Die letzten Telefonate die wir führten, waren von einer Gendarmerie (die ihn 24 Stunden festhielten) in Frankreich und später rief er noch einmal aus Süddeutschland an.
Ich vermutete zuerst, dass er sich bei seinem Cousin melden wollte, doch das hat er nicht. Seid dem hörten wir nichts mehr. Am Dienstag hätte er sein Medikament gespritzt bekommen müssen. Beim letzten Anruf haben Armin und ich gemerkt wie psychotisch er war. Ich weiß nicht wie er ohne Geld von Frankreich nach Süddeutschland gekommen ist, ich weiß gar nichts. Am Montag werden seine Betreuerin und ich eine Vermisstenanzeige machen, gerade deswegen weil er dringend sein Medikament braucht. Die Ungewissheit und die Angst um Ihn machen mich verrückt. Er wirkt auf andere Menschen sehr seltsam, gerade das ist das beunruhigende. Man sieht ihm ja nicht an, dass er krank ist. Er hat ein albernes läppisches Verhalten, ist sehr nachtaktiv, bekommt zwischendurch unangebrachte Lachflash`s, das kann manchen Aussenstehenden bitter aufstoßen. Mehrmals hatten wir hier ja schon damit zu tun.
Natürlich weiß ich, das wenn etwas passiert wir irgendwie Bescheid bekommen, aber diese Ungewissheit……….!!!!!!!!!
Ich selbst kann nachts kaum schlafen und komme dafür tagsüber wenn ich frei habe nicht zu Potte. Ich liege den ganzen Tag im Bett und schlafe, schlafe, schlafe. Ich weiß, dass das nicht richtig ist. Ich weiß nicht warum ich mich nicht aufraffen kann um für die Kleinigkeiten des Alltags zu funktionieren. Es klappt ja wenigstens noch in meinen Beruf. Jedoch zu Hause bin ich wie ausgepowert sehr zum Leidwesen meiner Familie. Sie leidet darunter, insbesondere weil ich so leide. Ich weiß es und ich kann mich trotzdem nicht aufraffen. Früher war ich die Starke, ergriff in solchen Situationen die Initiative, habe allein für den Rest meiner Familie versucht das Beste aus allem zu machen. Ich packe das im Moment nicht. Ich erkenn mich selbst nicht wieder. Ich könnte doch so stolz sein. Cally beginnt bald eine Ausbildung zu informationstechnischen Assistenten mit Qualifikation und Sammy hat trotz aller Hürden seinen Hauptschulabschluss geschafft und geht im Sommer ein Berufsgrundschuljahr auf der Technikerschule Fachrichtung Drucktechnik. Das sind doch Erfolge die mich stolz machen könnten. Trotzdem fällt und steigt mein Befinden mit dem Auf und Ab von Pattys Situation.
Vielleicht liege es daran weil ich mich auf und um nichts mehr freuen kann. Draußen haben wir schönes Wetter, ich war immer ein Sonnenkind und jetzt verkrieche ich mich in meiner düsteren Wohnung, weine bitterlich auch während ich dieses hier schreibe. Ich verfalle regelrecht in Selbstmitleid, vermisse meinen Kampfgeist und meinen Lebensmut.
19. Juni
Seid heute morgen ist wieder da. Zur Zeit ist er beim Arzt das Medikament spritzen lassen. Es geht ihm gut. Wie es immer so ist, es geht ihm besser wie mir. Alles andere klären wir gleich mit seiner Betreuerin.
20. Juni 2006
Ich habe Patty wieder gehen lassen
Für mein Kind,
ich weiß nicht wann und ob Du diese Zeilen irgendwann liest, denn Du weißt von dieser HP und dem virtuellem Tagebuch. Das Bedürfnis in diesem zu lesen hattest Du allerdings noch nicht.
Ich habe in den letzten Jahren viel Zeit damit verbracht um Dich zu kämpfen und vielleicht so wie Du es siehst deine Bedürfnisse in Frage gestellt.
In den ersten Stunden als Du geboren wurdest und auf meinem Bauch lagst, war ich so voll Liebe ich kann Dir dieses Gefühl einfach nicht beschreiben. Der Geburtsschmerz war weg und Du warst da und alles andere schien mir so nebensächlich. Ich war so unheimlich stolz dieses Leben auf die Welt gebracht zu haben, ich glaubte endlich etwas geschafft zu haben was so einzigartig für mich und deinen Vater war. Dein Vater war 19 Jahre und ich gerade 20 Jahre alt. Man traute uns nicht zu ein Kind in die Welt zu setzten, wir waren ja noch jung und trotzdem warst Du der Anlass, das wir noch vor deiner Geburt heirateten. Ich wollte einfach nur eine gute Mutter und eine gute „ Familie" für dich sein. Nichts erschütterte uns, ob es finanzielle oder andere Probleme waren. Trotz aller ungünstigen Prognosen unserer damaligen „ Freunde "sind wir heute 23 Jahre verheiratet.
Ich habe immer das Beste für Dich gewollt, genauso wie für deine zwei jüngeren Brüder. Vielleicht habe ich nicht alles richtig gemacht, ich wurde ja auch nicht als Mutter geboren jedoch oft nach meinen Bauch gehandelt. Dass Gefühl schien mir manchmal wichtiger, als mein Verstand. Vielleicht war das auch zu dem Zeitpunkt, als ich die ersten Drogen bei Dir fand. Vielleicht habe ich gedacht das Gespräche und der Besuch bei der Drogenberatung das Beste in der damaligen Situation waren. Vielleicht wäre dein Weg ein anderer gewesen, hätte ich dich damals härter bestraft. Keiner kann mir bis heute eine Antwort darauf geben.
Ich habe mir unendlich viele um Dich Sorgen gemacht. Immer wieder frage ich mich ob Du weniger trotzig reagiert hättest, wäre ich etwas gleichgültiger gewesen. Du warst damals noch ein Kind, eigentlich hattest Du nie eine Pubertät, denn diese wurde überschattet aus Drogenkonsum und Rausch. Ich glaube auch hierfür werde ich nie eine Antwort bekommen.
Ich bekam mit wie Du immer mehr ins Abseits gerietst, konnte dich nicht aufhalten, sah oftmals mehr und mehr mit, als du in deine eigene Welt geglitten bist. Patty das ist nicht das was man seinem Kind wünscht.
Ich bin mir sicher das Du seid dem 23. Dezember keine Drogen mehr nimmst und trotzdem verändertest Du dich unaufhörlich. Mittlerweile weiß ich das dies zu deinem Krankheitsbild gehört und Du weißt es ja auch, auch wenn Du dies nicht wahrhaben willst. Deine blöde Krankheit hat eine sehr ungünstige Prognose, du hast ja dieses Schreiben gelesen, dass Dir deine Ärztin mitgegeben hat. Ich klammere trotzdem an dem kleinen Funken Hoffnung.
Als Du nach deinem Verschwinden wieder vor unserer Tür standst ist mir aufgefallen, dass es Dir besser geht als mir. Du willst einfach mehr von der Welt sehen, als ich sie Dir zeigen kann. Du siehst die Welt mit deinen Augen und Du möchtest gerne mehr sehn. Patty ich habe verstanden!!!!!! Warum habe ich etwas dagegen das Du die Welt in deiner unbekümmerten und heiteren Art siehst. Du bist ja nicht hilflos wie ein kleines Kind. Du konntest Dir selbst helfen und auch den Weg wieder nach Hause finden. Dir ging es richtig gut. Du bist glücklich und immer noch fähig die Welt zu bereisen. Solange Du das kannst tu es, denn kein Mensch kann uns sagen wohin dich deine Krankheit führt. Vielleicht kannst Du das alles später ja nicht mehr. Vielleicht gibt es aber doch eine Zukunft, nämlich deine eigene, die Du möchtest und nicht die, die ich für dich gewünscht habe. Deswegen habe ich dich wieder gehen lassen. Loslassen ist vielleicht besser als dich einzuengen in Kliniken die Dir ja doch nicht helfen können. Ich liebe dich mein Kind und ich bin in Gedanken bei Dir. Melde dich, lass es mich wissen wie es Dir geht. Genieße dein Leben solange wie Du es möchtest und so lange Du kannst. Vielleicht siehst Du ja dein Leben auch als das Bessere als meins.
Alles, alles Liebe
Deine Mom
03.07.2006
Es sind fast zwei Wochen vergangen. Die letzte Nachricht von Patty habe ich aus der Schweiz bekommen. Da war er auf dem Weg nach Frankreich und wollte weiter nach Spanien. Ich weiß das er keinen Cent in der Tasche hat und trotzdem schlägt er sich irgendwie durch. Er scheint ein richtiger Lebenskünstler zu sein. Bis dato ging es ihm richtig gut. Er hätte sein Medikament gespritzt kriegen müssen, dass macht mir natürlich Sorgen. Ich habe ja selbst gemerkt, wie er sich verändert. Vielleicht muß er es auch selbst merken. Natürlich hat mir die Entscheidung sehr weh getan ihn gehen zu lassen, aber mir blieb auch keine andere Wahl. Meine Familie kommt trotz alle dem zur Ruhe. Ich merke selbst das es ihr gut tut. Mein Mann sieht die Sache auch ein bisschen lockerer. "Patty hat einen Ausweis bei sich, wenn etwas passiert, werden wir sofort benachrichtigt ", erklärt er mir immer wieder. Ich selbst habe mir ein bisschen Unterstützung in der Angehörigengruppe geholt. Dort versteht jeder meine Angst und sie meinen ich hätte anders nicht reagieren können. Na ja, ich weine noch immer sehr viel und ich weine so lange ich weinen mag. Immerhin habe ich Urlaub und muss nicht mir verheulten Augen zur Arbeit gehen. Allerdings weine ich nur, wenn ich alleine bin, so wie jetzt.
Ich weine und schreibe und trauere. Wenn gleich meine Familie nach Hause kommt, bin ich wieder die Alte. Ich möchte nicht das man sich auch noch um mich Sorgen macht. So geht es dann, auch wenn ich das Gefühl habe das die Zeit nur so dahin kriecht. Es sind doch schon 14 Tage, die er unterwegs ist. Ich hoffe das ich es niemals bereuen werde, ihn gehen zu lassen .
8.Juli 2006
Patty ist nicht weit gekommen. Am 5. bekamen wir eine Anruf von einem Arzt aus einer Psychiatrie in der französischen Schweiz. Dieser Arzt der sich meldete ist Deutscher und es ist ein Glück ihn zu haben, da in dieser Region die wenigsten Menschen Deutsch sprechen. Er erzählte uns das Patty letzte Nacht in dieser Psychiatrie eingeliefert wurde. Ihm ginge es gut, aber irgendwie muss er wieder zurück nach Deutschland. Da er sich auffällig verhält ginge das nur mit einem Krankentransport. Der kostet allerdings, wenn kein Kostenträger ermittelt werden kann sehr viel Geld.
Sofort setzte ich mich mit unserer Krankenkasse in Verbindung, mit dem Ergebnis das diese die Kosten für das Krankenhaus übernehme, aber nicht für die Rückführung.
Armin und ich beschlossen dann selbst dorthin zu fahren um Patty zu holen. Wir sollten dann am nächsten Tag Mittags im Krankenhaus sein um Patty zu holen.
Wir fuhren in der Nacht los um pünktlich dort zu sein. Mit dem Arzt hatten wir auch während der Fahrt telefonischen Kontakt. Endlich angekommen hatte uns die Klinik Mittagessen reserviert und wir aßen mit diesem sehr angagierten Arzt zusammen. Er erzählte uns von den Behandlungsmethoden in der Schweiz, sowie klärt er uns über Pattys Krankheitsbild auf und beriet uns wie wir weiter vorgehen sollten. Ich kann einfach nicht beschreiben wie sehr ich diesem Arzt dankbar bin. Er war sehr bemüht die Rückführung so gut es geht vorzubereiten. Gleichzeitig hatte dieser Arzt aus der Scdhweiz einen Termin für Patty am nächsten Tag bei der behandelnden Ärztin in unserem Wohnort arrangiert. Zudem stan er auch mit ihr im ständigen telefonischen Kontakt. Er erzählte uns das Patty in einem sehr verwahrlostem Zustand aufgefunden wurde. Als ich Patty dann sehen durfte war er gewaschen, rasiert, die Klamotten sauber. Dafür hat die Klinik gesorgt. Patty bekam zu diesem Zeitpunkt schon Tavor ( ein starkes Beruhigungsmittel ) um ihn auf die lange Fahrt vor zu bereiten.) Trotzdem habe ich mich erschrocken. Er ist in einem erbärmlichen Zustand. Abgemagert, bis auf die Knochen und überall blaue Flecken die noch von der Einlieferung waren, da er sich heftig gewehrt haben muß. Der Arzt organieserte noch eine kleine Sitzung mit uns und Patty um auf die Verhaltensregeln während der Fahrt aufmerksam zu machen. In der ganzen Zeit in der wir noch in der Schweiz zurückfuhren, war er noch mit uns in telefonischen Kontakt. Wenn Patty auffällig werden sollte, während der Fahrt sollten wir dann die nächste Psychiatrie anfahren. Alle 3 Stunden bekam Patty dann Tavor von uns. Die Rückfahrt klappte problemlos. Nachts waren wir dann endlich zu Hause. Am nächsten Tag bei Pattys Ärztin, die ihn dann wieder in die Klinik eingewiesen hat. Dieser Arzt rief uns nochmals an, als wir schon längst wieder zu Hause waren. Er wollte sich nochmals erkundigen wie es uns geht.
Ich kann einfach nicht beschreiben wie ich diesem Arzt und auch dieser schweizer Klinik dankbar bin. Ich hatte nicht einen Moment das Gefühl alleine zu sein. Man hatte meinen Sohn sehr gut behandelt und uns sehr herzlichst empfangen. Dieser Arzt hat über die Grenzen hinaus mehr bewirkt als unsere heimischen Ärzte die Patty schon Jahre behandeln.
16.07.2006
Patty ist nun seid einer Woche in der hiesigen Klinik. Laut Drogenscreening ist er drogenfrei. Seine Erkrankung bleibt. Er ist sehr kindlich, allerdings viel ruhiger,als in den letzten Tagen. In der Klinik bekam er wieder Krämpfe, obwohl er kein Medikament bekam, was diese verursachen könnte. Die Ärzte meinten dass die Krämpfe psychogen wären und gaben Patty deswegen kein Mittel dagegen. Erst auf mein Drängen hin gab man ihm Medikamente Wie es jetzt weiter gehen soll, weiß ich nicht. Betreuungsmöglichkeiten in Form von Wohngruppen etc. haben lange Wartezeiten. Ich überlege, Patty in der Tagesklinik bei uns im Psychosozialen Trägerverein anzumelden. Das muss allerdings noch mit der Betreuerin und vor allen Dingen mit ihm abgeklärt werden. So wäre er tagsüber in Behandlungen und Therapien und könnte dann weiterhin bei uns wohnen. Dass er wieder in die Obdachlosigkeit verfällt, werde ich auf keinen Fall zulassen. Ich schreibe hier und überlege wie es weiter gehen soll, dabei ist immer alles schief gegangen wenn ich Pläne geschmiedet habe. Ich kann nicht planen,…………….ich muss es auf mich zu kommen lassen. Es ist einfach so be********, wie sehr diese Situation unser ganzes Leben beeinflusst.
22.Juli 2006-07-22
Pattys Betreuerin meint, dass es für alle Beteiligten das Beste wäre, das Patty in ein Wohnheim ziehen sollte. Anders allerdings als das betreute Wohnen, sondern speziell eingerichtet für psychisch Behinderte. Pattys Krankheitsbild wird sich weiter verschlechtern und wir als Familie müssen langsam zur Ruhe kommen, denn wir hätten alles versucht. Sie hat Recht. Ich kann Patty nicht das geben, was ihm vielleicht die Therapeuten geben können.
Die Betreuerin hat sich mit mehreren Heimen in Verbindung gesetzt und hofft auf Grund der Schwere der Krankheit schnell einen Platz zu finden. Patty das beizubringen war natürlich sehr schwer. Nach wie vor hat er keine Krankheitseinsicht, ist abwechselnd aggressiv verzweifelt und sehr traurig. Immer mehr merke ich, dass er die wahre Realität nicht mehr erkennt. Er ist gefangen in seiner eigenen Welt. In der Klinik in der er jetzt ist, kommt das Pflegepersonal nicht mit ihm zu Recht. Für andere wirkt er mittlerweile läppisch, seine Aussprache ist teils asozial, einige Stunden später wiederum höflich. Er genoss einmal eine gute Erziehung, von der nur noch in Ansetzen etwas zu merken ist. Was ist aus meinen kleinen Jungen nur geworden????????????????????????
30.06.2006
Die Ärzte in der Klinik haben die Dosis der Depotspritzen erhöht. Anfangs hatte Patty wieder mit den starken Nebenwirkungen zu kämpfen (Parkinson Syndrom), doch jetzt geht es ihm wieder besser. Patty musste in der Klinik an für ihn extra angeordneten Regeln halten, nur dann durfte er mit Pflegepersonal 30 Minuten raus. Das klappte ganz gut, so das wir ihn gestern für ein paar Stunden nach Hause holen konnten. Ich muss sagen, er hat sich wieder gut erholt, ist ruhiger auch wieder viel höflicher. Was ein bisschen erschreckt ist, das er kaum Mimik zeigt. Sein Gesicht wirkt irgendwie versteinert, aber ich hoffe, dass ist das kleinste Problem. Noch immer haben wir keinen Platz für ihn, es sind einfach zu lange Wartezeiten. Leider hebt sich die Zwangseinweisung am 8. August auf und er kommt aus der Klinik. Ich weiß leider noch nicht, wie ich alles organisieren soll, wenn er dann vorübergehend bei uns wohnt. Cally und Sammy sind ganz schön genervt, sie werden halt erwachsener, haben andere Interessen und reagieren manchmal ganz schön gereizt auf Pattys „ Kindereien". Leider ist es so, das Patty wie ein verzogenes kleines Kind wirkt, obwohl er ein erwachsender Mann ist. Trotz allem ist er nicht dumm, er denkt nur sehr realitätsfremd. Armin ist zurzeit noch in einer ambulanten Reha und wird danach wieder versuchen mit einer Wiedereingliederung zu arbeiten. Das heißt im Klartext, wir sind beide tagsüber nicht zu Hause so das wir ihm nicht die Betreuung geben können die er braucht. Ich habe mich im Internet ein bisschen über seine Krankheit erkundigt und weiß überhaupt nicht wie ich damit umgehen soll. Ich weiß nur, das Armin und ich uns immer irgendwie um ihn kümmern müssen, ob er jetzt in ein Wohnheim muss oder sonst wohin. Er wird wahrscheinlich nie mehr ein normales Leben führen können. Allerdings gebe ich die Hoffnung auf den Fortschritt der Medizin nicht auf. Was mir allerdings Sorgen macht ist die Gesundheitsreform. Wie teuer wird es mal werden??? Kann man es sich dann überhaupt noch leisten????? Unser Geldbeutel wird allein schon für Armins chronische Erkrankung geschröpft, denn krank sein ist in Deutschland doch sehr teuer geworden und der chronisch Kranke ist dabei der ge*******.
Armin nimmt viele Medikamente, die er mittlerweile selbst bezahlen muss und dann noch die Zuzahlungen für Rezepte und Physiotherapie. So wie früher mal spontan essen zu gehen, muss heute genau durchgerechnet werden ob unser Geldbeutel das noch zulässt. Ach was soll’s, es gibt Menschen denen geht es in finanzieller und gesundheitlicher Sicht viel schlechter als uns.
09.08.2006
Armin hatte einen leichten Schlaganfall. Letzten Dienstag früh morgens wachte er auf und klagte über einen Schwankschwindel. Er konnte sich kaum auf die Beine halten, stolperte immer nach rechts und hatte Schwierigkeiten sich zu orientieren. Wir haben als allererstes an einer Unterzuckerung gedacht, was sich aber nach dem Messen nicht bestätigte. Als seine Sprache verwaschen wirkte vermutete ich sofort einen leichten Schlaganfall. Wir fuhren zum Arzt, der Armin direkt in die Klinik einwies. Mein Verdacht bestätigte sich und Armin kam erst einmal auf die „ Stroke it" Station (speziell für Schlaganfälle.) Auf dieser Station werden ähnlich wie bei einer Intensivstation die Vitalfunktionen überwacht, um zu schauen ob noch weiter Schlaganfälle folgen. Die nächsten 36 Stunden waren hier für entscheidend. Er bekam sofort blutverdünnende Medikamente, so dass sich seine Beschwerden innerhalb von 2 Tagen zurück gebildet haben. Er wurde gestern wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Zu seinen Medikamenten muss er jetzt auch blutverdünnende Mittel einnehmen. Wir haben im Krankenhaus erfahren, das Schlaganfälle zu den Spätrisiken bei Diabetes gehören. Armin hat zu allem Unglück noch riesiges Glück gehabt. Pattys Aufenthalt in der Klinik hat sich auf Grund dieser Situation weiter nach hinten verschoben. Panisch hatte ich die Betreuerin von Patty angerufen und ihr die Situation erklärt. Sofort wurde eine einstweilige Verfügung über einen längeren Aufenthalt erwirkt. Ich hätte es auch nicht geschafft Patty nach Hause zu holen, während Armin noch in der Klinik liegt. Ich hatte eine wahnsinnige Angst wie es weitergehen sollte, denn bis dahin wusste ich ja nicht ob sich Armin wieder erholt. Gott sei Dank ist alles doch gut verlaufen, allerdings muss A
 

 
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